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Das Buch mäandert erstmal vor sich hin. Hippe Studi-Partys, BWLer-Gedöns und noch mehr Kram, der mich nicht interessiert. Social Media-Snippets in Romanform, und ich frage mich kurz, ob das jetzt so bleibt, war das schon alles, oder kommt noch was? Und wumms, da ist‘s: Kathrin Weßlings Wortgewalt, von der ich, solange ich ihr nur bei Facebook folge, irgendwie noch angenommen habe, sie meint das, was sie schreibt, irgendwie ironisch. Alles halb so wild. Und dann ist da plötzlich Weßlings Alter Ego Marlene, kopflos, und mutig und überfordert und muss sich um ihre saufende Mutter kümmern, lügen und trösten und wegweinen und tapfer drüber leben. Und ich denke nicht mehr „Soll das alles gewesen sein?“, ich denke, „Hör jetzt auf, das tut weh!“ Aber natürlich muss ich weiter lesen, mein Social Media-Feed bei Goodreads will gefüttert werden, noch ein Buch auf der „Gelesen“-Liste. Aber „Super, und dir?“ kneift und tritt, wie das Zappelbaby, das nachts neben mir legt; die Füße volle Breitseite in mein Gesicht, weil das Zappelbaby sich quer stellt. Und Fußtritte, das trifft es ganz gut, denn: Autsch, wirklich! Marlene sucht Hilfe, gleich ist alles gut, der Arzt ist schon da, endlich hilft ihr wer, aber gleich noch ein Absturz. 20 Seiten noch, und jetzt muss es aber gut sein, lass Marlene endlich aufhören mit dem Scheiß, mit dem Suff und den Lines und allem. Wieso hilft ihr keiner, und wieso fliegt sie nicht nachdem sie eben geflogen ist, gefeuert, und morgen verliert sie die Wohnung, und das Leben vielleicht und das ist doch echt kein geiler Geburtstag. Alles andere als das. Am Ende ein Cliffhanger, alles offen, vielleicht noch Hoffnung, vielleicht wird doch noch alles super, mit Marlene. Vielleicht ist sie nicht krepiert, zugedrogt am See im Park. Vielleicht.

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So schlimm wie Sylvia Plath: Kopf im Herd

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